Skoda Fabia Diesel Verbrauch

Das Foto zeigt nicht nur einen Spritverbrauch von 3,6 Liter mit meinem alten 100 PS Diesel Bj. 2003, sondern auch einen Tageskilometerstand von 760 km bei knapp halbvoller Tankanzeige.

 

Den folgenden Leserbrief sendete ich im Juli 2015 an den ADAC zum Artikel “Falsche Herstellerangaben beim Spritverbrauch”. Auslöser dafür: In einem Artikel der ADAC Motorwelt wurde bemängelt, dass z.B. ein 2,3 Tonnen schwerer SUV doch tatsächlich mehr Kraftstoff benötigt, als vom Hersteller angegeben. Wie kann das sein? Wieso braucht ein 4×4 SUV mit knapp 300 PS gottverdammt mehr Kraftstoff als die 5,4 Liter angegebenen? In Deutschland? Trotz gesetzeskonformer Messungen nach EU-Richtlinie? Ein Skandal! Natürlich wurde der Leserbrief nicht abgedruckt, denn er übt Kritik am Autonarrenland:

 

 

“Zum Thema Herstellerangabe und wirklicher Kraftstoffverbrauch

Ich fahre einen 12 Jahre alten Fabia Diesel Kombi mit einem Durchschnittsverbrauch von 4,2 Litern im Sommer und 5 Litern im Winter. Mit einer Tankfüllung (45l + 5 l übertanken) komme ich im Sommer oft bis zu 1200 km weit. Auch im Winter schaffe ich seit 10 Jahren und knapp 200.000 km immer mehr als 1000 km mit einer Tankfüllung ohne ein Verkehrshindernis zu sein – mit den üblichen Spritspartechniken im Berufspendelverkehr. Skoda hielt sich 2003 also an die offiziellen Verbrauchsangaben, wenn man sich Mühe gibt.

Das Traurige daran: Nach nunmehr 13 Jahren automobiler Weiterentwicklung gibt es immer noch kein sonderlich sparsameres 100 PS-Auto als meine alte Möhre. Deshalb fahre ich es weiter und steige immer öfter aufs Fahrrad um. Weder Politik noch Auto-Industrie haben echtes Interesse an der Entwicklung wirklich sparsamer, bezahlbarer Serienautos. Siehe völlig irreführende und FALSCHE Energieverbrauchs- Kennzeichnungen. Wir könnten längst beim “2-Liter Auto” sein.

Und die Verbraucher kaufen offensichtlich mit reinstem Gewissen gerne 2,3 Tonnen-SUVs, teils mit sinnlos permanentem Allradantrieb ohne auch nur im Entfernesten drüber nachzudenken, dass sie damit 2-3 Autos gleichzeitig bewegen. Amerika lehrt uns eine unschöne Wahrheit: Kraftstoffe sind auch hierzulande einfach viel zu billig, sonst sähe es anders aus.

Ein Skodafahrer aus Bielefeld”

 

Sparsame Motoren mit viel Leistung für schwere PKWs?

Zwei Wochen später stand in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung ein Artikel zu genau diesem Thema. Nämlich, dass der CO2 Ausstoß in allen Bereichen der Gesellschaft in den letzten Jahren gesunken ist, nur eben nicht im Straßenverkehr.

Falsche Herstellerangaben beim Spritverbrauch

Neue Autos verbrauchen oft schon ab Werk zuviel Kraftstoff

Laut Umweltbundesamt liegt das an zwei Faktoren: Zwischen 1999 und 2012 stiegt allein das Transportaufkommen von LKWs um 31% an. Der Individualverkehr steigert sich in dieser Zeit zwar nur um 5%, aber das Umweltbundesamt kritisiert vor allem das Aufkommen von PS-starken und viel schwereren PKWs, die den Vorteil von sparsameren Motoren praktisch eliminiert haben. Allein die PS-Leistung stieg in Deutschland von 1995-2014 von 95 auf 140 PS an. Die Prognose für die nächsten Jahre ist bedingt durch den SUV-Trend leider steigend. Unsere Regierung sitzt das Thema trotz nicht erreichter Klimaziele einfach weiter aus. Und der Verkehrsminister kommt aus Bayern…

 

Benzin verbrennen - ja aber bitte mit Stil!

Benzin mit Spaß verbrennen – ja, aber bitte mit Stil!

Nicht, dass ich mich falsch ausdrücke: Ich habe nichts gegen Geländewagen, wenn sie artgerecht eingesetzt werden. Ich mag die Paris-Dakar. Ich würde auch gern mal einen Porsche antesten, ich finde sogar hubraumschwangere Ami-V8-Oldtimer geil. Aber jedem Bundesbürger eine sinnlose 2 Tonnen-Wämse besonders schmackhaft zu machen, ohne intelligente Alternativen anzubieten, die nicht unsere Atomkraftwerke leer nuckeln, ist alles andere als ein Technologievorsprung.

Dabei könnte es so einfach sein: Spritpreise anziehen, PKWs beispielsweise nach Gewicht versteuern, umweltfreundliche Fahrzeuge und Mobilitätskonzepte fördern, Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen beschränken, die unfallträchtigen, desolaten Landstraßen mit vielen Todesopfern auf 80 km/h limitieren. Machen sie aber nicht, denn die Fahrzeugindustrie mit ihrer Riesenlobby sitzt unseren Volksvertretern im Nacken. Dabei würden genau diese Schritte die Wirtschaft wirklich ankurbeln. Und der Staat selbst ist auf möglichst viel verkauftem Kraftstoff in Form von Steuern angewiesen. Würde weniger Benzin verkauft fehlt dem Staat Geld. Würden günstigere Fahrzeuge gebaut, fehlt dem Staat und der Industrie Geld. Also freuen sich beide über den anhaltenden SUV-Trend für die breite Masse.

 

Meine Prognose: Google und Co werden den Markt mit neuen Lösungen umkrempeln, denn die jüngeren Generationen können und wollen überhaupt keine Hausfrauenpanzer fahren oder gar besitzen, sondern suchen intelligente Mobilitätskonzepte, um von A nach B zu kommen. So ähnlich war das um 1900 auch: Kutschenbauer bauten keine Autos, sondern Fuhrwerke. Autos bauten damals junge, innovative Unternehmen. Das wird diesmal aber nicht nochmal 100 Jahre dauern, sondern schneller gehen.

Nachtrag: Dieser Artikel wurde 3 Monate vor dem VW-Abgas-Skandal erstellt. So schlimm können Wahrheiten wirklich werden.

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