Über 19.000 km mit der Shimano Nexus 8 Premium
Am Osterwochenende habe ich nach knapp 20.000 Kilometern die Getriebeeinheit meiner Shimano Nexus Inter-8 Premium Nabe gegen ein neues Exemplar ausgetauscht. Die Nabe wurde auch in den letzten drei Wintern bei schlechtem Wetter unter Belastung gefahren und ist mittlerweile seit 14 Jahren im Einsatz an meinem Stevens Cityflyer von 2005. Eigentlich wollte ich die Getriebeeinheit nach dem Winter > nochmal in ein Ölbad tunken, aber im Keller wartet bereits seit zwei Jahren eine nagelneue Nexus Getriebeeinheit auf ihren Einbau. Dieses Original Shimano-Ersatzteil habe ich in Holland für ca. 80,- Euro im Internet gekauft. Es passt nicht in die neueren Nexus-8-Naben mit Fliehkraftübertragung, sondern hat noch Sperrklinken an der Seite. Diese passen nur in die älteren Nexus-Naben, wie z.B. meiner SG-8R25 mit eingefrästen Nuten für die Sperrklinken. Der Einbau des unverschlissenen Ersatzteils reizte mich in diesem Frühling mehr als ein viertes oder fünftes Ölbad, da die alte Getriebeeinheit zwar noch funktioniert, aber schon mit deutlichen Verschleißerscheinungen zu kämpfen hatte:
- Der Freilauf surrt nicht mehr gleichmäßig, sondern macht schon seit drei Jahren klappernde Geräusche
- Ein permanentes ticken bzw. klacken bei wärmeren Temperaturen gehört bei jeder vollen Kurbelumdrehung seit Jahren zum Alltag
- Die Nabe ist mir im Winter bei Minusgraden mehrfach eingefroren, war dann praktisch unschaltbar, bis sie wieder auftaute
- Die Pedalen drehen sich auch im Freilauf bzw. beim Schieben gern automatisch von allein mit
- Das Hinterrad läuft beim Drehen oder Schieben des Rades sehr rau
- der Freilauf nach hinten machte im Gegensatz zu dem Rad meiner Liebsten deutlich vernehmbare Geräusche und geht schwerer
- der vierte Gang (bei der Nexus 8 schon ab Werk schwergängig) zerrt immer mehr Kraft aus meinen Beinen, ohne das Rad zu beschleunigen
Als Haupt-Übeltäter für den rauen und schwergängigen Lauf der Nabe vermutete ich primär das rechte Konuslager. Das Linke Lager fällt einem bei der Demontage der Getriebeeinheit quasi von selbst entgegen, aber für die Demontage des rechten Konuslagers benötigt man teures Shimano-Spezialwerkzeug, da der Nabenkonus mit der Achse verpresst ist. Außerdem müssen dazu sämtlich Scheibchen, Muttern, Ringe usw. wieder in der exakt richtigen Position montiert werden. Das geht auf der linken Seite erheblich einfacher. Wer das trotzdem selbst tauschen möchte: Es gibt dazu ein ausführliches Youtube-Video der Demontage der Shimano Nexus 7. Interessant wird es ab der siebten Minute. Zusätzlich gibt es eine alte, aber detaillierte Nexus-8-Montageanleitung beim Importeur Paul Lange.
Nachtrag August 2021: Wie eine Nabe demontiert von der Pike auf korrekt wieder zusammensetzen will, kann als Anleitung diese englischsprachige Youtube-Nexus-Montage-Anleitung nutzen. Der Tipp kam via Email von Peter.
Wie bereits erwähnt ist bei vielen betagten Nexus-8-Naben das rechte Konuslager für den rauen Lauf verantwortlich, denn zwischen dem Ritzel und der Schmutzkappe aus Kunststoff, kann Dreck und Feuchtigkeit in die Nabe gelangen, da sie an dieser Stelle ein leichtes Spiel zwecks Reibungsminderung im Freilauf gewähren muss. Shimano hat diese Dichtung über die Jahre zwar verbessert, aber nie perfektioniert. Die Nexus-Nabe ist im Gegensatz zur Alfine 11 also nicht ganz dicht. Deshalb läuft an dieser Stelle auch überschüssiges Öl wieder heraus. Dies könnte auf Dauer die Achillesferse der Konstruktion sein. Denn auf der linken Seite ist beim kritischen Inspektionsblick immer alles sauber. Das erkennt man schon auf den Bildern am leicht bräunlichen Kugellagerfett der letzten Wartung. Wie man auf den Fotos erkennen kann, habe ich bei der letzten Wartung vor einem Jahr grünes Castrol-Lagerfett benutzt, anstatt dem weißen Shimano-Original. Nicht aus geiziger Absicht, sondern einfach deshalb, weil ich kein Shimano-Originalfett da hatte. Die Nabe lief damit aus meiner Sicht übrigens gut… Interessanterweise unterscheiden sich die beiden Nexus Getriebeeinheiten konstruktionsbedingt etwas. Beide Einheiten passen aber einwandfrei in die Nabe des alten Hinterrads.
Probefahrt mit neuer Nexus 8 Getriebeeinheit in alter Hinterradnabe
Nach der Montage des Hinterrads kam gleich die erste Ernüchterung: Die neue Nexus-Nabe lief ziemlich schwer. Auch wenn der raue Lauf weg war, drehten sich die Pedalen mit wie beim Fixie. Rückwärts treten fühlte sich teigig mit deutlichem Widerstand an. Ich demontierte das Hinterrad nochmal und lockerte das Spiel des linken Konuslagers mit zwei 14er Maulschlüsseln. Zusätzlich löste ich nochmal das Ritzel und bestrich alle möglichen Schleifpunkte zwischen Kunststoffkappe, Ritzel und Nabe mit Fett. Nach dem erneuten Einbau des Hinterrads lief das Rad dann fast wie am ersten Tag. Die Schaltung ging sehr präzise, der vierte Gang war wieder aktzeptabel leicht, der Freilauf surrte und die Pedalen drehten sich nach den ersten 50 Kilometern kaum noch mit.
Man sieht daran, wie wichtig das Einstellen des korrekten Lagerspiels für die Leichtgängigkeit der Nexus ist. Vermutlich verringert sich das Spiel beim festen Anziehen der Hinterradmuttern sogar nochmal geringfügig. Also lieber mit ganz leichtem Spiel einbauen, statt zu fest.
Das intensive Einfahren der ersten Kilometer hat allerdings nochmal richtig viel “Leichtlauf” gebracht. Nichts rubbelt mehr und bergab kann ich nun beim Rollen mit meiner Liebsten wieder mithalten ohne treten zu müssen. Der Austausch des Getriebes nach so langer Zeit hat sich wirklich gelohnt. Wer Probleme mit der Nexus 8 hat, kann also einfach die Nexus Getriebeeinheit austauschen und fährt danach wieder “fast wie neu”. Achten Sie aber unbedingt darauf, ob die frühe Sperrklinkenversion oder nicht verbaut ist. > Weitere Details zu dieser Unterscheidung gibt es hier.