Fahrrad Kaufberatung

Wann kauft man am besten ein Fahrrad?

Bis Ostern halten die Radfahrer-/Innen in Deutschland eisern ihren Winterschlaf. Der Standard-Zweiradkunde in Deutschland kauft gern im Frühling ein neues Rad, wenn ihn oder sie die ersten Sonnenstrahlen locken. Oder anders gesagt:

 
  • Wenn alle Radfahrer ihre Räder nach der Wintersaison repariert haben wollen,
  • wenn echte Sonderangebote von Frühlingsgefühlen rational ausgeblendet werden,
  • und wenn die Werkstätten kurz vor Ostern bis zur letzten Inspektion ausgebucht sind und Überstunden machen.

Glauben Sie wirklich das sei der beste Zeitpunkt ein Rad zu kaufen? Der Zweiradhandel ist zum Frühlingsanfang völlig überlastet, es gibt aufgrund des Ansturms keine Rabatte, die Beratungsgespräche fallen dementsprechend kurz aus. Schon allein dieser Zeitpunkt de Fahrradkaufs ist ein großer Fehler. Haben Sie schon mal dran gedacht, was die Fahrradhändler im Winter machen? Sie langweilen sich. Niemand betritt den Laden, das Telefon klingelt nie. Absolute Flaute.  Kein Schwein denkt jetzt ans Radfahren, das Wetter ist viel zu schlecht. Wie gerne würden Ihnen die Zweiradhändler ein Rad zum absoluten Sonderpreis Anfang Dezember verkaufen? Richtig … viel lieber, als im Frühling, wenn alle Läden mit eiligen, beratungsgierigen Kunden gerammelt voll sind.

Ende November bekommen Sie Spitzen-Markenfahrräder, die eigentlich 1.800,- EUR kosten nicht selten für 1.400,- EUR und ein gutes Schloss gibt es noch geschenkt dazu. Das nicht ganz richtig definierte Zauberwort lautet: “Vorjahresmodelle”, denn eigentlich sind es die aktuellen Modelle, die aber schon im laufenden Jahr von den neusten Modellen nach der Fahrradmesse abgelöst werden. Leider wissen das die wenigsten Kunden und lassen sich lieber von Frühlingsgefühlen leiten. Das Gleiche gilt für Fahrradbekleidung und Zubehör: Im Herbst bzw. zum Winteranfang kann man als Verbraucher die besten Schnäppchen rund ums Zweirad machen, weil die Zweirad-Saison einfach tot ist. Außerdem müssen die Händler ihre Lager räumen für neue, aktuelle Ware.

Das gilt ausdrücklich nicht für Discounter oder Baumärkte, hier sind die Fahrradpreise das ganze Jahr über auf gleichem Level.

 

 

“Fahrrad kaufen” als saisonaler Begriff bei Google Trends

Die klassische Fahrradsaison beginnt in Deutschland ganz plötzlich Mitte März bis Anfang April, also kurz vor Ostern und hält sich bis zum Sommer im Juli, um dann wieder Mitte August schlagartig abzufallen. Schnäppchen machen Sie als Verbraucher in fast allen anderen Monaten des Jahres: Also von Oktober bis Anfang Februar! Im Winter freut sich jeder Händler auf Ihren Besuch und nimmt sich viel Zeit für Sie. Die Fahrradläden sind dann menschenleer.

 

Die Kaufentscheidung: Welches Fahrrad passt zu mir?

Ihre Kaufentscheidung der Fahradkategorie hängt ganz davon ab, was Sie mit Fahrrad machen wollen:

  • Einsatz als Stadtrad?
  • Längere Radtouren absolvieren?
  • Durch regelmäßigen Sport richtig fit werden?
  • Fremde Länder mit dem Rad entdecken?
  • Oder lieber Kinder und große Einkäufe umweltfreundlich und ohne Parkplatzsuche bewegen?
  • Alles? Das geht mittlerweile fast auch mit einem Gravelbike…

Die Suche nach einem passenden Fahrrad wird leichter, je weiter Sie Ihre Vorstellungen schon vor dem Ladenbesuch konkretisieren. In den letzten Jahren haben sich auch die kleinsten Marktnischen mit passenden Modellen gefüllt. Das wurde auch Zeit, denn die Weiterentwicklung in den 70er und 80er Jahren wurde im Auto- und Motorradboom einfach verschlafen. In meiner Jugend gab es keine geländegängigen Fahrräder, die konnte man sich nur selbst bauen. Als ich heiß auf ein erstes Moped wurde, kamen in Deutschland die ersten BMX-Räder auf den Markt. Heute ist allein die Kategorie der Mountainbikes aufgeteilt in fünf bis sechs Einzelsparten: Fullies, Hardtail, Enduro, Downhill, 26 Zoll, 27,5 Zoll …. Da fällt die Entscheidung um so schwerer, denn selbst Experten können nicht alle Nischen genau kennen.

Tipps für den erfolgreichen Fahrradkauf

Angenommen, Sie möchten als Nichtsportler auf dem neuen Rad richtig fit werden, trauen sich aber nicht auf ein Rennrad mit aerodynamischem Lenker. Lassen Sie sich naiverweise von irgendeinem Händler willenlos beraten, kommen Sie wahrscheinlich mit einem neuen 15 Kilo-Trekkingrad mit Federgabel wieder aus dem Laden heraus. Die perfekte Lösung wäre wahrscheinlich gewesen, ein ganz leichtes 10 Kilo-Fitnessbike zu kaufen, auf dem sie sich innerhalb von drei bis vier Jahren wirklich bis zum echten Freizeitsportler steigern können, um danach auf ein Cyclocross oder Rennrad umzusteigen. Wer ein leichtes 8-Kilo Rennrad aufgrund der schmalen Reifen und der miserablen Radwege scheut, sollte unbedingt mal ein Cyclocross oder ein Gravelbike ausprobieren. Damit kann man auch ohne Reue noch richtig schnell über ganz schlechte Feldwege brettern. Auch kleinere Bordsteine nehmen einem diese Räder nicht gleich übel. Der Unterschied von 5-6 Kilo mehr oder weniger am Fahrrad ist deshalb so eklatant, weil es sich um ungefederte, bewegte Massen handelt. Insbesondere die Laufräder üben durch Ihre Rotation und Massenträgheit einen hohen Einfluss auf die Fahrdynamik aus. Mit 5 Kilo Körpergewicht weniger ist das überhaupt nicht vergleichbar.

 

Viele Fahrradkäufer-/Innen unterschätzen die Vorteile eines leichten, teureren Fahrrads ohne jeglichen Schnickschnack und greifen lieber zum schweren Rundumsorglos-Modell, dass dann  noch viel träger ist als man selbst. Schon das Tragen aus dem Keller wird zur reinen Tortur – das neue Rad wird wahrscheinlich kaum gefahren, der Fitnesseffekt ist damit gleich Null. Schwere Fahrräder machen nur dann Sinn, wenn Sie in einer topfebenen Gegend ohne Hügel fahren wollen wie z.B. in Norddeutschland oder im Münsterland. Rollt man erstmal in der Ebene, machen sich 3-4 kg kaum bemerkbar. Erst beim Beschleunigen an der Ampel werden Sie wieder überholt.

Ähnliches gilt für Elektroräder für Zielgruppen, die eigentlich noch völlig fit sind: Anstatt selbst in die Pedale zu treten, lässt sich der innere Schweinehund mit einem Motor sicher leichter überlisten. Dass E-Bikes so schwer wie ein halbes Moped sind, dass sie sich kaum ins Auto laden lassen, dass die sündhaft teuren Akkus nach zwei bis drei Jahren platt sind und dass vor allem ältere Generationen solche Räder generell nur mit Helm besteigen sollte, all das wird Ihnen der Händler nicht erzählen. Ihre Fitness bleibt dabei selbstverständlich auf der Strecke. Aber für Berufspendler sind die (teureren) E-Bikes unschlagbar. Richtig eingesetzt ersetzen sie hier nämlich wirklich das Auto oder den Zug samt Fitnessbude. Kalkulieren Sie dann aber den Kauf eines Zweitakkus mit Ladegerät gleich mit ein: Denn nicht selten liegt ein zweites Akku-Set mal eben bei knapp 500,- EUR, und einigen Sie sich mit Ihrem Arbeitgeber vorher wegen der laufenden Stromkosten. Als routinierter Radfahrer überhole ich die auf 25 km/h gedrosselten Pedelecs normalerweise, an etwas längeren Bergen habe ich aber selbst mit dem leichten Cyclocross gegen die Motorunterstützung keine Chance. Sie fahren mir einfach davon!

 

Die passende Rahmengröße

Der Rahmen eines Fahrrads entscheidet über die Fahrdynamik (z.B. wendig, federnd, spurstabil) und den Fahrkomfort. Bei allem, was Sie sich aussuchen können, gibt es nur eine einzige Rahmengröße, die Ihnen genau passt. Es ist so, wie bei einem Paar Schuhe. Ist ein Fahrrad eine Nummer zu klein oder zu groß, so kann man nachträglich die Sitzposition sowie die Länge und Höhe des Vorbaus optimieren. Dabei ist vielleicht Spielraum für eine halbe- bis maximal eine ganze Größe. Passt ein Rad nicht richtig, werden Sie sich aber nie richtig darauf wohlfühlen: Die Handgelenke fangen an zu Schmerzen, die Hände werden taub, der Po meldet sich bei längeren Touren bis hin zu undefinierbaren Rückenschmerzen. Abgesehen davon radelt es sich weniger effizient, als auf einem Rad, das wirklich passt. Deshalb ist die Auswahl der richtigen Rahmengröße so wichtig. Ein guter Fahrradhändler erkennt die perfekte Größe für Sie meist auf den ersten Blick, manche Händler nutzen ergonomische Messgeräte zur Bestimmung der optimalen Rahmengröße, Sattel- und Lenkerposition. Bei Online-Bestellungen müssen Sie Ihren Körper vorher selbst genau vermessen, wie z.B. hier bei Canyon.

 

Fahrrad online oder im Laden kaufen?

Generell rate ich jedem Fahrradkäufer das Rad vorher unbedingt Probe zu fahren. Nur dann kann man sicher gehen, dass wirklich alles passt. Im Internet ein Rad auf Verdacht nach gemessenen Größen zu bestellen ist nur etwas für Profis, die sich genau mit wichtigen Rahmengeometrien auskennen und jahrelange Zweiraderfahrung haben. Räder aus Onlineshops sind immer nur vormontiert und müssen zuhause mit eigenem Werkzeug komplettiert werden. Das heisst im Klartext: Pedalen, Lenker, Kleinteile und Vorderrad liegen lose im Karton, Bremsen und Schaltung müssen eingestellt werden, die Reifen haben kaum Luft. Alle ergonomischen Feineinstellungen müssen Sie selbst durchführen, die Kontrolle aller wichtigen Schrauben auf festen Sitz ist obligatorisch. Falls an dem Rad ein Defekt auftritt, müssen sie es im Originalkarton wieder teilzerlegt durch eine Spedition kostenpflichtig zurück schicken und auf Nachbesserung bzw. Kulanz des Internethändlers hoffen. Wer im Netz kauft, darf selbstverständlich auch nicht auf die Reparaturhilfe von echten Händlern hoffen! Die weigern sich verständlicherweise …

Dazu muss man sagen, dass es einige Online-Fahrradhändler in Deutschland mit einem hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis gibt, wenn man weiß was man will. So bietet z.B. Canyon.com qualitativ hochwertigste Räder mit sehr guter Ausstattung zu einem unschlagbaren Preis ab ca. 1000,- EUR an.

Diese Preise gibt es im Fahrradladen um die Ecke verständlicherweise nicht, weil die Fahrradhändler Ladenmiete samt Heizung und Strom bezahlen müssen, eine Werkstatt haben und fachkundige Beratung anbieten. Im Zweifelsfall würde ich immer zu einem echten Zweirad-Händler gehen. Insbesondere Vorjahresmodelle kann man Online besonders günstig erwerben. Nutzen Sie dazu im Herbst die Google-Produktsuche oder Preisvergleichs-Portale. Ein Vorjahresmodell unterscheidet sich zum aktuellen Modell oft nur durch die Farben, aktuellere Komponenten, einen anderen Sattel, andere Reifen usw. die aber in der Gesamtkonfiguration kaum ins Gewicht fallen. Es ist nicht so, wie beim echten Modellwechsel der Automarken.

Trotzdem sollte man vorher wissen was man will, bevor man in den Fahrradladen geht und noch genauer, wenn man online bestellt.

 

Tipps und Tricks für den Fahrradkauf

Fährt sich ganz leicht – fährt wie von selbst!

Gibt es zwei Radmodelle zur Auswahl und man kann sich nicht entscheiden, nimmt man einfach das leichtere Fahrrad. Schon ein Kilogramm mehr ist am Berg deutlich spürbar. Insbesondere die Laufräder machen sich durch leichteres Gewicht positiv bemerkbar, weil sie sich drehen. Die einfachste und billigste Tuningmaßnahme an einem Fahrrad besteht deshalb darin, möglichst leichte Reifen mit einem niedrigen Rollwiderstand und hohem Luftdruck aufzuziehen. Danach werden weitere, nachträgliche Tuningmaßnahmen sehr teuer. Es gab früher mal den Spruch: “Jedes Gramm weniger kostet eine Mark”. Bedeutet heute: Wer ein Fahrrad nachträglich um 1 Kilogramm erleichtern möchte, zahlt ca. 500,- Euro an Teilen.

Die Rechnung des Nachrüstens geht also nicht auf, sondern es ist immer besser, sich gleich ein leichteres Fahrrad mit hochwertigen Teilen zu kaufen als später zu tunen. Wer schon mal ein Rad unter 10 Kilogramm gefahren ist, möchte nie wieder ein schwereres Rad fahren. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht! Teure Carbon-Rennräder mit minimal 6 Kilogramm sind für Normalfahrer nicht nötig, aber ein Fahrrad unter 12 Kilogramm sollte es schon sein – möglichst schon mit Beleuchtung. Ein wirklich gutes Schloss wiegt nochmal mindestens 1,5 Kilogramm. Unterschätzen Sie niemals das Gewicht eines Fahrrads! Es ist genau der Trick, um Radfahren ganz leicht zu machen. Leider spiegelt sich das auch 1:1 in den Fahrrad-Preisen wieder…

 

Tipps zu speziellen Fahrrad-Kategorien

Die Trekkingradfalle

Für unsichere Käufer-/Innen: Ein Trekkingrad mit einer Federgabel und einer Menge Gratis-Komforteilen wie Federsattel, Nabendynamo, Gepäckträger usw. gibt es bereits für wenig Geld. Achtung: Die Komponenten sind oft minderwertig und sehr schwer. Sie haben davon oft gar nichts, sogar der moderne Nabendynamo frist eine Menge Kraft, selbst wenn er ausgestellt ist. Statt so ein “SUV-Fahrrad” kaufen Sie sich lieber ein gebrauchtes Rad mit besserer Ausstattung. Das wird dann auch nicht so schnell gestohlen, weil es nicht mehr ganz neu aussieht. Statt eines Trekkingrads empfehle ich ein Cityrad mit starrer Gabel aus Aluminium und Leichtlaufreifen. Ein Gepäckträger und Akkuleuchten können selbst nachträglich montiert werden. Fragen Sie sich einfach mal, wie oft Sie letztes Jahr bei Dunkelheit mit Licht unterwegs waren, dann haben Sie auch die Antwort darauf, ob Sie wirklich das ganze Jahr eine fest installierte Beleuchtung spazieren fahren wollen. Für die meisten Freizeitradler reichen Akkulampen aus…

 

Das Faltrad für Pendler und Reisende

Ein Faltrad ist super dazu geeignet, um davon gleich zwei davon ohne Fahrradträger im Auto mit in den Urlaub zu nehmen. Aber man kann es dafür schlecht am Bahnhof abstellen, weil alle Teile von Dieben in Sekunden abgeschraubt werden können. Das Falten verschleißt die Räder übrigens sehr. Wer jeden Tag zweimal seinen Rahmen faltet, den Lenker abklappt, die Sattelstange versenkt und das Ganze noch regenfeucht in eine Tasche packt, kann sich vielleicht vorstellen, wie das nach zwei Jahren Berufspendelei aussieht. Trotzdem sind modernen Falträder echte Technikwunder: Sie haben nichts mehr mit den Klapprädern aus den siebziger Jahren gemeinsam. Sie sind leicht und schnell. Die kleinen Räder lassen sie insgesamt etwas nervöser wirken, ansonsten fahren sie sich fast genauso gut, wie ein “normales Fahrrad”.

 

 

Das Stadtrad für sorglose Radler

Ein großes Hollandrad kann man dagegen sehr gut am Bahnhof parken, wenn man es mit einem guten Schloss abschließt. Hollandräder fahren bekanntlich leichter als ihr Ruf es zulässt, aber bei Gegenwind oder am Berg Wird es ganz schwer. Ein altes Stadtrad mit einer Drei- oder Fünfgang Nabenschaltung ist dagegen meist noch die Sportversion, zumal es mindestens vier Kilo leichter- und windschnittiger ist. Das schöne an Stadträdern mit leicht rostiger Patina ist: Sie werden nicht oft gestohlen, weil einfach der Kultfaktor fehlt. Wichtig ist, dass sie über pannensichere Reifen verfügen, sonst ist man aufgrund von Glasscherben ständig am flicken. Anbauteile von Stadträdern können mit günstigen Anti-Diebstahl-Maßnahmen einfach geschützt werden. Leitsatz: Ein altes Rad und ein teures Schloss sind noch immer die beste Versicherung für Laternenparker.

Mountainbike kaufen

Das Mountainbike

Ein Mountainbike ist wirklich für schlechte Wege gemacht. Wird es vorwiegend auf Pisten eingesetzt, ist es ein Traum. Auf der Straße hat es normalerweise nur Nachteile: Die Stollenreifen fressen extrem viel Kraft, die Federgabel macht onroad keinen Sinn, der verstärkte Rahmen mit der großen Bodenfreiheit ist alles andere als ergonomisch sinnvoll. Ein Lenker in Form eines knüppelharten Baseballschlägers ohne Kröpfung malträtiert untrainierte Handgelenke usw. Trotz allem ist ein MTB einfach sehr cool!

Ich habe auch noch ein altes Stahl-MTB von 1995 aus meiner Studentenzeit. Um es geschmeidiger und schneller zu machen, habe ich ganz leichte Schwalbe Kojak Reifen aufgezogen, einen gekröpften Riser-Lenker angebracht, der etwas federt und mir einen komfortablen Sattel gegönnt. Dann macht es auch im Urlaub auf der Straße, auf Feldwegen oder am Strand nach mehr als zwanzig Jahren noch richtig Spaß. Die modernen, von uns im Urlaub geliehenen MTBs mit einer Federgabel waren im Gelände natürlich nochmal erheblich besser als mein altes Schätzchen. Auf den staubigen Pisten der Ostalgarve ist ein leichtes MTB einfach unschlagbar, zumal man damit im Gelände Geschwindigkeiten erreicht, mit denen man sogar viele Autos abhängen kann, wenn es nicht gerade ein waschechter Geländewagen ist. Noch extremer sind Fatbikes, mit denen man auch im Tiefschnee oder im Sand noch sehr gut fahren kann. Auf der Straße macht ein Fatbike dagegen überhaupt keinen Sinn…

 

Rennräder

Hier ist alles auf Geschwindigkeit optimiert. Neben ganz wenig Gewicht spielt bei diesen Rädern auch die Aerodynamik eine immer größere Rolle. Rennräder haben fast immer schlanke Rahmen für ganz schlanke Räder mit ganz viel Druck und ganz wenig Rollwiderstand. Das macht ein Fahren auf schlechten Wegen nahezu unmöglich. Man merkt quasi jedes Sandkorn unter den Rädern. Eine Radhose mit Polster ist nahezu unumgänglich. Moderne Rennräder bestehen oft aus extrem leichten Kohlestoffmaterialien (CFK) aus dem Flugzeugbau. Das Gesamtgewicht eines 5.000,- EUR teuren Rennrads beträgt mitunter weniger als 6,5 Kilogramm. Schon nach ganz leichten Stürzen müssen die Rahmenteile aber mit einem Röntgengerät aufwendig auf mögliche Materialdefekte untersucht werden. Klassische Alu- Rennrahmen wiegen etwas mehr, erfordern diese radikalen Maßnahmen aber nicht. Die Reifenbreite ist durch die engen Rahmen fast immer auf schmale 25 mm begrenzt, deshalb können Rennräder nur selten sinnvoll in Richtung “komfortablerer” und alltagstauglicher umgebaut werden. Dafür sind Abfahrtsgeschwindigkeiten von 70 km/h und mehr keine Seltenheit. Die perfekte Körperhaltung auf einem Rennrad muss monatelang trainiert werden, um auch lange Strecken schmerzfrei fahren zu können. Dazu ist der gezielte Aufbau einer gewissen Muskulatur im Sitzfleisch, in den Armen und im Rumpf als Körperspannung nötig.

 

 

Cyclocrosser, Gravelbikes und Randonneure

Der Geheimtipp für alle, denen ein Rennrad zu extrem ist: Cyclocrosser, Gravelbikes und Randonneure verbinden den extrem sportlichen Aspekt von Rennrädern mit einer hohen Alltagstauglichkeit sowie einer bequemeren Sitzposition. Während  Cyclocrosser und Gravelbikes mit ihren breiteren Reifen auch klaglos schlechte Wege wegstecken, sind Randonneure für weite Touren optimiert. Sie laufen sehr ruhig geradeaus. All diese Räder sind zwar erheblich schneller als Mountainbikes, verfügen aber natürlich nicht über deren Geländegängigkeit und Stabilität. Sprünge sollte man z.B. vermeiden. Beim Kauf dieser Räder sollte man genau hinsehen, ob Schutzbleche und Gepäckträger für die Reise montiert werden können. Dazu bedarf es angelöteter Ösen und Gewinde am Fahrradrahmen. Ausschlaggebend für die maximale Geländegängigkeit und den Komfort auf schlechten Wegen ist die maximale Reifenbreite. Die teureren Exemplare dieser Kategorie verfügen über flexible Rahmen, Lenker und Sattelstützen, die Unebenheiten nahezu unmerklich abfedern.

 

Die richtigen Entscheidungen beim Fahrradkauf treffen

Schaltung und Bremsen

Grundsätzlich fährt man mit einer (gut gepflegten) Kettenschaltung am leichtesten. Dafür haben Nabenschaltungen den Vorteil der viel geringeren Wartung. Nimmt man eine Shimano Alfine- bzw. Nexus-Premium-Nabe, oder eine teure Highend-Nabe der Firma Rohloff oder sogar eine zentrale Getriebschaltung von Pinion am Tretlager zusammen mit einem Riemenantrieb, ist der Antrieb bis auf einen Ölwechsel der Nabe alle zwei Jahre nahezu wartungsfrei. Eine Kettenschaltung hingegen muss mehrmals im Jahr geölt und gesäubert werden. Eine hochwertige Kettenschaltung mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis ist z.B. die Shimano 105, die seit den 80er Jahren immer weiterentwickelt wurde. Bei Kettenschaltungen sollte die Kette im normalen Straßenbetrieb normalerweise alle zwei- bis viertausend Kilometer gewechselt werden. Die Reichweite ist je nach Einsatz schwer zu voraus zu sagen. Der Verschleiß wird mit einer Kettenlehre (oder zur Not auch mit einem Messschieber) gemessen. Fahren Sie die Kette länger, müssen danach das Ritzelpaket und die Kettenblätter ebenfalls gewechselt werden. Kein billiges Vergnügen, zumal Spezialwerkzeug nötig ist. Ansonsten gilt die Daumenregel: Zwei Ketten verschleißen normalerweise einen Antriebssatz. Bei MTBs, die im Gelände oder im Winter bewegt werden, kann eine Kette aber auch schon nach nur 1.000 Kilometern oder weniger verschlissen sein.

Scheibenbremsen sind eine feine Sache, aber leider auch im Jahr 2018 noch lange nicht so ausgereift wie klassische V-Brake-Felgenbremsen. Gerade bei mechanischen Scheibenbremsen müssen die Bremsbeläge mehrfach im Jahr penibel nachgestellt- bzw. ausgetauscht werden. Sie sind keineswegs wartungsfrei sondern sehr empfindlich! Bei hydraulischen Scheibenbremsen sind Sie bei Reparaturen auf den Händler angewiesen, da sie ansonsten Spezialwerkzeug und das entsprechende Know-how brauchen. Dafür stellen sich hydraulische Scheibenbremsen von selbst nach, bis die Beläge abgefahren sind. Achten sie beim Kauf darauf, möglichst kompatible Bremsscheiben für Metall-Bremsbeläge zu erhalten, ansonsten müssen die Bremsbeläge recht oft gewechselt bzw. nachgestellt werden. Der eigentliche Vorteil bei Scheibenbremsen liegt darin, dass die Bremse auch bei nassen Bedingungen sofort zupackt und die Fahrradfelge nicht mehr verschleißt. Ich kenne aber nicht viele Radfahrer/-Innen, die eine Felge überhaupt an das Verschleißmaß heran gebremst haben. Dafür muss man pro Jahr schon 5.000 km fahren. Und das jahrelang…

Motorradfahrer sollten die Fahrradbremsen links gegen rechts tauschen lassen, da ein heftiger Sturz ansonsten vorprogrammiert ist. Die Vorderradbremse an allen Mopeds, Rollern und Motorrädern ist immer vorne rechts anstatt links! Einmal nicht daran gedacht, habe ich mich vor ein paar Jahren in Spanien auf einem MTB mit guten V-Brakes heftig überschlagen und verletzt. Konnte man früher einfach die Bowdenzüge am Lenker tauschen, wird es nun bei modernen Hydraulikbremsen unmöglich. Der jahrzehntelang gern geforderte Rücktritt von älteren Generationen sollte heute eigentlich kein Thema mehr sein. Es gibt aber auch sogar noch Getriebenaben mit Rücktritt.

 

Zubehör für Fahrräder

Fahrrad-Zubehör: Die unverzichtbare Erstaustattung

Genauso wichtig wie das Fahrrad selbst ist die passende Fahrradbekleidung, denn man ist dem Wetter schutzlos ausgeliefert. Wer meint, den Winter in einer Jeanshose oder mit billigen Handschuhen durchfahren zu können wird schnell eines besseren belehrt. Es gibt zwar kein schlechtes Wetter, aber es gibt unglaublich viele, schlechte Klamotten zum Radfahren. Wetterfeste, atmungsaktive Kleidung ist teuer, im Ernstfall aber jeden Cent wert. Kaufen Sie Fahrradbekleidung möglichst günstig im Herbst oder nach dem Jahreswechsel im Winter.

Planen Sie beim Fahrradkauf auch immer ein gutes Schloss (Faustregel ca. 8-10% des Radwerts) mit ein. Zusätzlich benötigt man noch ein Multitool, eine Luftpumpe, einen Ersatzschlauch, Flickzeug und ein paar Pflegemittel für Ihr Fahrrad. Insbesondere eine Kette will immer geölt sein. Bei teureren, hochwertigeren Rädern fehlen fast immer Beleuchtung, Gepäckträger, Klingel, Pedalen und Schutzbleche. Planen sie dafür zusätzliches Budget ein und montieren sie davon nur das Allernotwendigste, dafür aber hochwertige, leichte Teile, wie z.B. eine gute Akku-LED-Beleuchtung. Merke: Ein gutes Fahrrad ist immer nur so gut, wie seine verbauten Komponenten. Also bitte keine billigen Teile an ein teures Rad verbauen…

 

Verschleißteile bei Fahrrädern

Wer im Jahr auch bei schlechterem Wetter viel fährt, bzw. das Fahrrad ernsthaft als Autoersatz einsetzen will muss ab 3.000-4.000  Kilometern pro Jahr mit folgenden Verschleißteilen rechnen:


  • 1 Reifen plus 1 Schlauch pro Jahr
  • 1 Kette pro Jahr
  • 2 Sätze Bremsbeläge
  • 1 Akkuleuchte pro Jahr (Fallschaden oder gestohlen)
  • 1 Antriebsgarnitur oder Nabenwartung alle 2 Jahre
  • 1 Bowdenzugtausch alle 2 Jahre

Fahrräder, die im Regen und im Gelände betrieben werden, verschleißen natürlich erheblich schneller. Das gilt insbesondere für Ketten und Bremsen, teilweise auch für die Bowdenzüge.

 

Das Thema Geld beim Fahrradkauf

Ein  wirklich gutes Rad gibt es ungefähr ab 1.000,- bis 1.200,- Euro. Ab diesem Betrag darf man mit Qualität und einer überdurchschnittlichen Ausstattung rechnen, die lange hält. Über diesem Preisniveau entscheiden Schaltungen und Komponenten bis zu einem Betrag von ca. 2000.,- Euro. Von einem öffentlichen Parkplatz in der Stadt rate ich spätestens ab diesem Betrag dringend ab. Erst in diesem Bereich fangen Carbonräder und vollgefederte Mountainbikes an, hier können Sie auch schnell das Doppelte ausgeben. Falls Sie kein Leistungssportler sind, macht die Preisgestaltung jenseits von 4.000,- EUR rational aus meiner Sicht für ein Fahrrad keinen Sinn mehr, außer bei E-Bikes und schnellen S-Pedelecs mit einer Zulassung von bis zu 45 km/h.

Auch weniger sportliche Radler können viel mehr Geld ausgeben: Besonders teuer sind zentral gekapselte Tretlager-Getriebeschaltungen (Pinion) mit Antriebsriemen, sowie die feinen Rohloff Getriebenaben, die eigentlich erst bei Fernreisen oder Berufspendlern Sinn machen. Mountainbikes mit Federgabeln werden ab ca. 2.000,- EUR wieder so leicht, dass so ein hochwertiges MTB mit entsprechenden Straßenreifen auch auf langen Strecken sehr viel Freude macht.

Geht es auch unter günstiger? Ja, bei Stadträdern, bei Hollandrädern und auf dem Gebrauchtmarkt kann man auch echte Fahrrad-Schnäppchen machen. Besonders interessant sind Räder unter 2.000 Kilometer Fahrleistung, die eigentlich nur drei bis vier Jahre herumgestanden haben. Hier können Sie zugreifen, wenn Ihnen die Rahmengröße passt und das Rad nicht gestohlen wurde. Bei besonders günstigen Angeboten im Internet ist gesundes Misstrauen angebracht. Eine Besichtigung samt Probefahrt halte ich für obligatorisch. In einigen Städten werden herren- oder damenlose Fahrräder auch versteigert. Manchmal hat man Glück und kann dann ein echtes Schnäppchen machen!

 

Kaufentscheidungshilfe für Fahrräder

Kaufentscheidungshilfe für Fahrräder

 

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