Scheibenbremse Fahrrad einstellen und Bremsbeläge wechseln

Nach der letzten Radtour über 50 km Berg- und Talfahrt mit meinem Rad musste ich meine Scheibenbremsbeläge vorn selbst wechseln. Eine spürbar schlechtere Bremswirkung der Scheibenbremse machte ohne Vorwarnung deutlich auf sich aufmerksam. Mein Cyclocross-Rad Stevens Vapor ist für die relativ schlechten Scheibenbremsen-Serie “Shimano BR-CX77” bekannt, es ist ein Jammer. Eigentlich wollte ich nach der Tour einfach die Beläge nachstellen, aber irgendwie ging das diesmal nicht ohne nervige Schleifgeräusche. Die mechanische Scheibenbremse ließ sich nach nur 1.000 km nicht mehr > richtig einstellen, weil der kleine Hebel am Bremssattel bis zum Anschlag gezogen werden konnte. Da ich vorausschauenderweise schon Ersatz-Bremsbeläge hier liegen hatte, entschloss ich mich dazu die Resin-Beläge (aus Kunstharz) gleich selbst zu wechseln.

 

Hier also also meine bebilderte Anleitung für den Austausch von mechanischen Scheibenbremsbelägen an Fahrrädern, bei hydraulischen Bremsen erfolgt der Austausch ähnlich, es sind aber ein paar Besonderheiten zu beachten, auf die ich hier nicht näher eingehen werde, weil ich damit keine Erfahrung habe. Eine Anleitung für die Umrüstung > von organischen Belägen auf Metallbremsbeläge finden Sie hier.

Bei mechanischen Scheibenbremsen gibt es zwei Standards, die sich durchgesetzt haben:

  • Der internationale Standard “IS” – die Bohrungen zur Rahmenmontage im Bremssattel haben 51 mm Abstand
  • Das Post Mount System “PM” – die Aufnahmen haben 74 mm Abstand (in diesem Beispiel)

Wie immer hafte ich nicht für die Richtigkeit der hier gezeigte Reparaturanleitung samt aller Folgeschäden, es hat bei mir aber hervorragend funktioniert. Bitte bedenken: Arbeiten an Fahrradbremsen erfordern eine gewisse handwerkliche Erfahrung und einen klaren Kopf. Mit zwei linken Händen geht man besser zum Fahrradhändler, da bei unsachgemäßer Montage auch am Fahrrad Lebensgefahr bestehen kann. Ich habe mich weitgehend an die Anleitung von Shimano gehalten, die man im Internet für die jeweilige Scheibenbremse beim Hersteller herunterladen kann und ein paar einfache Tricks aus dem Motorradbereich angewendet.

 

Benötigtes Werkzeug und Material für den Austausch der Scheibenbremsbeläge am Rad


  • Kleiner Schraubendreher
  • Spitzzange für den Sicherheits-Splint
  • Innensechskantschlüssel, Drehmomentschlüssel
  • Satz neuer Beläge, bestehend aus zwei Belägen, einer Feder sowie oft einem Splint
  • Fettfreies Säuberungsmittel wie z.B. Spiritus, Alkohol, Wattestäbchen, fettfreies Putztuch, starkes Gummiband
  • Arbeitszeit: Bremsbelagwechsel ca. 20 Min. Scheibenbremse einstellen ca.  5-10 Min. Beim zweiten Mal geht es sicher in der halben Zeit…

 

Scheibenbremsbeläge wechseln

Scheibenbremse Fahrrad Sicherheitssplint entfernen

Für die ersten Handgriffe kann das jeweilige Rad noch eingebaut bleiben, dann muss man nicht sofort auf dem Boden arbeiten. Am besten funktionieren Wartungsarbeiten an den Bremsen natürlich an einem Fahrrad-Montageständer. Bei den üblichen Januar-Temperaturen bevorzuge ich als Werkstatt lieber die Wohnung. Bei Arbeiten an Fahrrad- Scheibenbremsen ist gutes Licht sehr wichtig, damit man die Spaltmaße gut erkennen kann. Die Bremse muss vor der Montage natürlich abgekühlt sein, auch im Winter kann sie nach Bergabfahrten glühend heiß werden.

 

Bremsbelag Haltestift mit einem Schraubendreher herausschrauben

Die Bremsscheibe sollte man nie mit der Hand berühren, da oft schon kleine Fettspuren die Bremsleistung spürbar mindern. Dreckige Fahrräder und Bremsen bitte vor der Reparatur z.B. mit Spülmittel und Wasser reinigen. Nachdem der Sicherungs-Splint mit der Spitzzange herausgezogen wurde, kann man den Haltebolzen mit einem Schraubendreher herausschrauben. Dazu musste ich auch die schwarze Imbusschraube der Bowdenzugklemmung (unten im Bild) lösen. Manche Scheibenbremssysteme haben einen Wegwerf-Sicherungs-Splint, den man nur 1 x verwenden kann. Dem Bremsbelag-Ersatzkit liegt oft eine neue Feder und ein Splint bei.

 

Ausbau Fahrrad Scheibenbremsbeläge

Spätestens jetzt muss das Rad ausgebaut werden. Die Bremsscheibe sollte auf Riefen und Verschleiß geprüft werden.Die Bremszange kann man innen gut mit Alkohol und Wattestäbchen reinigen, nachdem die Bremsbeläge herausgezogen wurden. Wer möchte, kann die Bremsscheibe jetzt auch zusätzlich noch entfetten – ganz wichtig bei neu montierten Bremscheiben! Reinigen kann man die Bremsscheibe sehr z.B. sehr gut mit Spiritus. Auch ein Bremsreiniger aus dem Autobedarf ist bei starker Verschmutzung nur der Bremsscheibe geeignet, allerdings greift dieser Chemiecocktail gern den Lack, Gummi und alle Kunststoffteile an. Also Vorsicht.

 

Scheibenbremsbeläge neu und alt

Mit Bremsreiniger sollte man möglichst nicht die Beläge reinigen, sie können durch das Aufsaugen von acetonhaltiger Flüssigkeit evtl. unbrauchbar werden. Sollen die alten Beläge wieder eingebaut werden, muss man zwingend wieder die ursprüngliche Einbaulage einhalten, da jeder Belag ein unterschiedliches Tragbild hat. Die Scheibenbremse zieht sonst nicht mehr richtig. Deshalb dürfen gebrauchte Beläge niemals getauscht werden. Auch meine Bremsbeläge waren leicht schief abgefahren. Auf der Rückseite kann man die Einbaulage jedes einzelnen Belags mit einem wasserfesten Filzstift (li und re) kennzeichnen.

 

Bremsbeläge einsetzenSind die Beläge auch nur mit kleinsten Mengen Öl oder (Ketten-)Fett oder Siliconspray in Berührung gekommen, muss man sie fast immer entsorgen. Einige schleifen die Belagflächen ganz leicht mit feinem Sandpapier an, andere legen neue Bremsbeläge  zum “ausgasen” kurz auf eine 150 Grad heiße Herdplatte. Das soll – statt einmal richtig heiß Einbremsen – gegen Fading bei Bergabfahrten helfen und einen exakten Druckpunkt ermöglichen. Ich kann dazu nichts sagen und rate davon ausdrücklich ab. Ich habe nach der Reinigung beide neuen Bremsbeläge zusammen mit der Feder in den Bremssattel quasi als “Sandwich-Paket” geschoben.

 

 

Bremssattel Shimano BR-CX77 Rechts im Bild sieht man deutlich, wie die Feder und die neuen Beläge dann im Bremssattel sitzen müssen. Ich habe alles auf Augenmaß ungefähr symmetrisch ausgerichtet. Der Haltebolzen wird wieder eingeschraubt und mit dem Splint gesichert. Danach habe ich das Vorderrad wieder eingesetzt, um wieder bequemer arbeiten zu können. Nun kann man den Bowdenzug wieder festschrauben – am besten exakt an der alten Klemmstelle, dann stimmt die Grundeinstellung gleich und man quetscht den Bowdenzug nicht unnötig an einer zweiten Stelle. Beim Betätigen des Bremshebels sollte die Scheibenbremse so schon funktionieren. Zur Funktionskontrolle muss unbedingt VORHER das Rad mit der Bremsscheibe eingebaut sein. Niemals die Bremse ohne Bremsscheibe betätigen. Das gilt vor allem für Hydraulikbremsen, da man die Kolben dann kaum mehr zerstörungsfrei auseinander bekommt. Ich wollte hier ja nicht über Hydraulik-Scheibenbremsen schreiben, aber um schlimme Fehler im Vorfeld zu vermeiden:

 

Häufige Fehler bei Arbeiten an hydraulischen Fahrrad-Scheibenbremsen


  • Das Fahrrad nie auf den Kopf stellen und die Bremsen betätigen, da sonst Luftblasen in die Leitungen gelangen können. Die Bremsen müssen danach entlüftet werden.
  • Beim Herausnehmen der Räder aus dem Rahmen müssen statt der Bremsscheibe sofort Distanzstücke zwischen die Bremsbeläge gesteckt werden.
  • Die Kolben haben die Eigenschaft ohne Bremsscheibe von allein heraus zu kommen und die Beläge zusammen zu drücken. Passiert das, keinesfalls versuchen die Beläge mit einem Schraubendreher wieder auseinander zu drücken. Man zerstört die porösen Bremsbeläge dabei mit hoher Sicherheit. Statt dessen z.B. lieber eine weiche Plastikkarte benutzen. Geduldig sein, keine Gewalt anwenden.
  • Nie Bremsflüssigkeiten nachfüllen, wenn man nicht genau weiß, welche Art (DOT oder Mineralisch) eingefüllt werden MUSS, ansonsten können alle Gummi-Dichtungen der Bremsanlage ruiniert sein.

 

 

Nun müssen die mechanischen Scheibenbremsen nach dem Bremsbelagwechsel am Rad noch sauber eingestellt werden. Wie das funktioniert erfahren Sie hier im > zweiten Teil der Reparaturanleitung:

 

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