> Günstige Fahrradhelm-Spiegel im Netz kaufen
> Fahrrad Rückspiegel an Helm oder Brille
> Spiegel speziell für die Fahrradhelm-Montage
> Fertig fixierter Rückspiegel am Fahrradhelm
> Helmspiegel-Test und Fazit
Nachdem ich aus Neugier im Sommer einen spießigen Fahrrad-Rückspiegel an mein Pendlerrad geschraubt habe, vermisste ich diesen nach der typischen Eingewöhnungphase von ungefähr sechs Monaten am Rennrad. Ständige Kopfverrenkungen beim kleinsten Geräusch von hinten, dazu der extrem laute Freilauf der Shimano Ultegra. Leider signalisiert so ein Rückspiegel im Normalfall heute nicht nur “dies ist ein E-Bike” an alle anderen Verkehrsteilnehmer, sondern ist wie an Motorrädern auch am Fahrrad ziemlich hässlich. Bei Produktfotos von sportlichen Enduros, Scramblern und Cruisern fehlen Lenkerspiegel in der Werbung fast immer, weil sie die optische Linie eines Zweirads verschandeln. Dabei sind Rückspiegel gerade am Fahrrad so verdammt praktisch, denn man wird auf der Straße ja ständig überholt. Ich habe durch meinen kleinen Lenker-Rückspiegel in diesem Winter schnell gelernt, wieviel passive Sicherheit eine nur 10 Quadratzentimeter kleine Rücksicht aus optischem Spiegelglas bringen bringen kann, vor allem in der dunklen Jahreszeit bei Scheinwerferlicht.
Spiegel sehen uncool aus, bringen aber sehr viel Sicherheit für Radfahrer, weil man die Situation hinter dem Rad ohne geringste Kopfbewegung ganz entspannt im Blick hat. Hängt der Rückspiegel nicht am Fahrrad selbst, sondern am Fahrradhelm ist er a) an jedem Fahrrad einsetzbar und b) verschandelt nicht die Optik des edlen Gefährts. Außerdem stört der Spiegel nicht am Lenker beim Handzeichen geben. Eine gute Lösung? Das soll dieser erste Rückspiegel-Test zeigen.
Bei meiner alten MZ 250 aus den 60er Jahren ist aus Oldtimer-Statusgründen nur ein linker Spiegel vorgeschrieben. Sieht gut aus, ist auf schnellen Straßen beim Spurwechsel ab 70 km/h nach rechts aber ein Alptraum: Ohne zwei sorgfältige Schulterblicke kann ich rechts nirgends abbiegen. Diesen Umstand werde ich zukünftig durch einen zweiten, kleinen Spiegel am Motorrad beseitigen – ein anderes Thema, was mich beim Radfahren für den Einsatz eines Rückspiegels schließlich sensibilisiert hat: So ein kleiner Spiegel kann Unfälle wirklich vermeiden!
Im Fernsehen hatte ich vor ein paar Jahren bei einem radelnden Weltenbummler mal einen ultraleichten Helmspiegel für Radfahrer aus asiatischer Produktion für einen lächerlichen Cent-Preis gesehen. Der Radfernfahrer klebte den Spiegelausleger einfach mit Klebeband primitiv an seinen Fahrradhelm und konnte von da an den nicht ganz ungefährlichen schnelleren Verkehr hinter ihm voraus sehen. Ich war sofort angefixt. Nach einer kleinen Internetrecherche bestellte ich mir drei billige Rückspiegel-Varianten primär für Fahrradhelme bei Ali-Express aus Sicherheitsgründen via Pay-Pal direkt in Asien. Tipps zum sicheren Einkaufen in chinesischen Online-Shops finden Sie hier. Die Lieferzeit dauerte über zwei Monate, aber die Spiegel kamen nach und nach tatsächlich in Bielefeld an. Kein Zoll, keine teuren Lieferkosten – einfach drauf warten und sich von der Post aus Fernost überraschen lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich vor, Komponenten wie z.B. Spiegelgläser evtl. untereinander zu tauschen.
Drei Fahrrad-Rückspiegel im Low-Cost-Breich mit unterschiedlichen Schwerpunkten:
- Eine ganz filigrane Leichtbau-Rückspiegel-Konstruktion, die optional an (m)eine optische Brille geklemmt werden kann
- Ein etwas stabilerer Rückspiegel für eine Fahrradhelm-Montage mit Klettband
- Ein Lenkerspiegel, der nichts am Fahrradhelm zu suchen hat, den ich aber gern am Fahrrad bzw. sogar am Motorrad ausprobieren möchte
Fahrrad Rückspiegel an Helm oder an optischer Brille fixieren
Der günstigste Rückspiegel hört auf den Ali-Express-Namen “Bike Mirror Rotatable Sunglasses Rearview Mirror Bicycle Riding Cycling Bike Helmet Bike Mirror” und kostet inklusive Versand erstaunliche € 2,06. Die Befestigungsmöglichkeiten des Rückspiegels reichen von einfacher Klemmung an an eine optische Brille, über die Fixierung des Helmkopfbands bis hin zur Fixierung mit Kabelbändern an den Luftlöchern des Fahrradhelms. Ein Rohr-in Rohr-Mechanismus ähnlich einer Teleskopantenne lässt die gewünschten Winkel einstellen. Die Konstruktion ist zwar federleicht, aber meine optische Brille würde bei der ersten Fahrt mit dem Gewicht des Rückspiegels wahrscheinlich nach unten rutschen.
Nach dem Abziehen der Schutzfolie wurde mir im wahrsten Sinne des Wortes klar, dass der einfache Mini-Rückspiegel im Straßenverkehr praktisch nicht einsetzbar ist, da er die Sicht nach hinten optisch nicht verkleinert. Ich erkenne kein verkleinertes Gesamtbild, sondern nur einzelne Puzzlestücke im Maßstab 1:1 auf knapp sechs Quadratzentimeter Spiegelfläche. Man sieht nix! Daran ändert auch der Carbon-Aufkleber nichts, der das simple Spiegelgehäuse optisch aufzuwerten versucht. Die gesamte Konstruktion federt zudem, starke Vibrationen sind vorprogrammiert. Aber schon im Stehen kann ich im Spiegelglas fast nichts erkennen. Eher für Karneval…
Spiegel speziell für die Fahrradhelm-Montage
Die Anmutung des zweiten Fahrradhelm-Spiegels ist billiger, wenn auch insgesamt erheblich stabiler. Nach Entfernen der Schutzfolie erkenne ich das Areal hinter mir deutlich kleiner. Das verkleinerte Spiegelbild könnte im Straßenverkehr eine echte Hilfe sein, wenn der Spiegel mit genügend Abstand am Fahrradhelm befestigt wird. Hier geht meine China-Billig-Rechnung auf: Mit diesem Rückspiegel hätte man im Verkehr tatsächlich ein Sicherheits-Plus, ähnlich meines derzeitigen Lenkerspiegels. Für unglaublich günstige 2,20 EUR erstehe ich ein Exemplar des Rückspiegels – wieder bei Ali-Express.
Trotz des billig anmutenden Kunststoffs, sind alle einstellbaren Gelenkverbindungen geschraubt und können somit fein auf die gewünschte Beweglichkeit einstellt werden. Der Metallstab ist etwas dicker als beim Brillen-Rückspiegel. Dadurch zittert das Spiegelbild nicht bei Erschütterungen. Wie sich dieser Metallstab bei Unfällen mit Kopfverletzungen verhält, möchte ich hier nicht näher erörtern. Mir geht es bei diesem Test zunächst erstmal um aktive Unfallvermeidung durch den Einsatz eines Rückspiegel bei Radfahren. Und bei diesem Modell könnten zumindest die ersten Testfahrten klappen, da die Geometrie und die Optik des Spiegelglases stimmt.
Die Gebrauchsanleitung des Rückspiegels mit der unglaublichen Produktbezeichnung “Bicycle Riding Universal Rotation Adjustment Helmet Rearview Mirror Bicycle Accessory Bike Parts” gibt Anlass zu wenig Freude: Doppelseitiges Klebe-Klettband an den Polystyrol-Teil des Helms pappen und einfach den Spiegelhalter ankletten – fertig. Funktioniert so sicherlich nicht länger als fünf Minuten beim Radfahren im Sommer. Der Spiegel muss nach meiner eigenen Vorstellung wesentlich fester fixiert werden. Für meine Testfahrten muss das nicht dauerhaft bombenfest halten, sondern vielleicht nur vier Wochen.
Nach fünf Minuten Fummelei mit der unsinnigen Überlegung kleine Löcher in die Außenschale des Helms zu bohren, entscheide ich mich dafür, das Klettband komplett von der Spiegelhalterung zu entfernen und den Spiegel mit doppelseitigem 3M-Klebeband am Innenteil meines Fahrradhelms zu verkleben. Dazu entfette ich den Helm sowie den Spiegelausleger gründlich mit einem Brillenputztuch, um das Helmmaterial meines betagten Alpine Mythos chemisch nicht zu beeinträchtigen. Der Helm ist schon ein paar Jahre im Gebrauch und es kommt dabei nicht so genau drauf an. Meine Absicht liegt eindeutig im zerstörungsfreien Rückbau des Rückspiegels vom Fahrradhelm, ohne diesen zu beschädigen.
Dazu baue ich auf dem Kunststoff-Spiegelausleger in einer Art Sandwichbauweise drei Klebeschichten des 3M-Tapes auf, um den Innenradius der Helmschale materialbündig zu verkleben. Zusätzlich kann die Klebestelle später mit Kabelbändern durch die Helmlüftungslöcher zusätzlich verstärkt werden, falls das Klebeband allein nicht stark genug ist. Für die ersten Testfahrten mit dem Rückspiegel müsste es aber auch so gehen. Bei hohen Temperaturen im Sommer könnte die Klebestelle ohne die Kabelbänder natürlich nachgeben und weich werden. Ist also erstmal nur provisorisch…
Fertig fixierter Rückspiegel am Fahrradhelm
Falls der Spiegel vom Fahrradhelm wieder demontiert werden soll, muss ich nur eine einzige Schraube lösen und kann die geklemmte Metallstange samt Spiegel komplett herausziehen. Nur die Kunststoffbefestigung mit der Klebestelle verbleibt dann fast unsichtbar im Helm.
Nach dem Test könnte ich wahrscheinlich auch das doppelseitige Klebeband samt Kunststoffteil mit sanfter Gewalt vom Helm lösen. Somit wäre der völlige Rückbau des Fahrradhelms ohne Änderungen an der Helmschale möglich. Bitte bedenken Sie, dass jede winzige Änderung einer Fahrrad-Helmschale natürlich den Ausschluss von jeglicher Haftung des Helm-Herstellers nach sich zieht! Auch ich übernehme ausdrücklich keinerlei Verantwortung für diesen Umbau. Falls Sie selbst einen Rückspiegel an Ihrem Fahrradhelm befestigen möchten, handeln sie ausdrücklich auf eigene Gefahr.
Durch die Montage des Rückspiegels handele ich hier schon auf meine eigene Verantwortung, falls bei einem Unfall etwas Unvorhergesehenes mit meinem Kopf passiert. Deshalb benutze ich auch ausschließlich meinen alten Fahrradhelm statt eines Neuwertigen. Dieser Helm kommt nicht mehr oft zum Einsatz, sondern dient mir als Zweithelm. Auf dem Foto die Ansicht von der Seite: Die Spiegelhalterung sieht nun aus, wie zusammen mit dem Helm als System gekauft. Mein Bastlerherz ist glücklich.
Optischer Eindruck des Fahrrad-Rückspiegels beim Tragen
Der erste Eindruck ist vielversprechend: Zwischen Helm und Schulter ist genug Platz, um den Verkehr im Rücken erkennen zu können. Insbesondere, wenn die kleine Spiegelfläche hochkant gestellt wird, wie beim LKW. Der Helm kann dann allerdings nicht mehr plan abgestellt werden, da er mit seinem Gewicht einseitig auf dem Spiegel liegt. Des Weiteren hat man permanent „einen schwarzen Fleck“ vor Augen, an den ich mich persönlich erst gewöhnen muss.
Falls Sie den Fahrradhelm-Spiegel selbst kaufen möchten: Auch bei Amazon erhalten sie ähnliche Exemplare aus chinesischer Produktion, jedoch dann zum drei- bis vierfachen Preis ohne Wartezeit. Mir persönlich geht es hier nicht primär um eine tolle Helm-Spiegel-Lösung für den Rest meines Fahrradlebens, sondern lediglich um ein erstes Ausprobieren dieser Möglichkeit. Im englischsprachigen Internet finden sich weitere und wahrscheinlich ausgereiftere Lösungen wie z.B. den Helm-Rückspiegel EVT Safe Zone, die aber mit 80 bis 100,- EUR auch erheblich kostspieliger sind. Interessant könnte auch der günstige Blackburn Helmet Mirror sein. Auch die Bildersuche von Google bietet eine große Auswahl an Fahrrad-Rückspiegeln, die am Helm fixiert werden können. Die alteingesessene Firma Bell bietet in den USA z.B. Helmspiegel passend für ihre Sonnenschirmchen an.
Testfahrt mit Helmspiegel und Fazit
Nach einer ersten, 44 Kilometer langen Testfahrt mit dem Helmspiegel sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die nur ein Live-Test auf dem Fahrrad im Verkehr ans Licht bringt. Grundsätzlich ist der Helmspiegel im Straßenverkehr oder für Touren mit mehreren Radlern in der Gruppe brauchbar und fördert die Sicherheit. Einmal richtig eingestellt projeziert er ein halbwegs brauchbares Spiegelbild der rückwärtigen Verkehrssituation in verkleinertem Maßstab. Dabei schnitt mein beladener Rucksack leider etwas vom Gesamtbild ab. Er störte eigentlich permanent die freie Sicht nach hinten. Das erzeugte Bild im Spiegelglas ist sogar fast vibrationsfrei da der Kopf vom Körper recht gut gedämpft wird.
Diese Sicht entstand im Helmspiegel von der Straße hinter mir. Es sind vier Smartphone-Fotos direkt vor meinem Gesicht.
Ein großer Vorteil gegenüber meinem Lenkerspiegel ist natürlich, dass der Blickwinkel zwischen Auge und Spiegel immer gleich bleibt, wenn der Helm einmal vernünftig sitzt. So konnte ich z.B. mit liegender Körperstellung vorn an die Lenkerhörnchen fassen – die Rücksicht änderte sich dadurch fast nicht. Ein weiterer Vorteil entsteht beim Abbiegen mit Handzeichen gegenüber dem Lenkerspiegel: Schon sehr oft touchierte ich unbeabsichtigt den Lenkerspiegel dabei mit dem Handschuh und der Spiegel war verstellt.
Ganz leichte Kopfbewegungen reichen aus, um das Spiegelbild auf den rückwärtigen Verkehr vollständig zu scannen. Allerdings darf man dabei natürlich nie vergessen, hauptsächlich nach vorn zu schauen. Die Sache erfordert insgesamt deutlich mehr Konzentration, als ohne Spiegel mit eher seltenerem Schulterblick! Bei einer Radtour in der Gruppe hat der/die vorausfahrende Radfahrer-In einen passablen Blick auf den Rest im Rücken. Sind noch alle dran? Gesichter, Kennzeichen oder sonstige Details können durch die winzige Spiegelfläche aber nicht erkannt werden.
Ein paar Nachteile entstehen durch den Einsatz des Helmspiegels natürlich auch: Der Helm muss vorsichtig auf dem Kopf abgelegt werden, sonst ist der Spiegel sofort verstellt. Das Spiegelbild konnte durch die entstehende Optik der kurzen Helmbefestigung nur von meinem linken Auge fixiert werden. Und auch dafür muss man die Augen ganz schön verdrehen, was die Augenmuskulatur spürbar in Anspruch nimmt. Mal eben aus dem Blickwinkel wie beim Auto nach hinten schauen, ist hier deutlich anstrengender. Am meisten störte mich aber der schwarze Fleck, der irgendwie ständig im Blickwinkel ist. Es ist etwas wie beim Fahrradhelm: Ohne Helm fährt man vom reinen Fahrgefühl her einfach freier und ohne Spiegel vor der Nase eben auch. Trotzdem kann man sich an beide Sicherheitshilfsmittel ganz schnell gewöhnen und kommt sich ohne plötzlich schutzlos vor.
Mein persönliches Fazit zum Thema Helmspiegel:
- Generell ist ein Rückspiegel am Rad ein extrem sicherheitsförderndes Zubehör – insbesondere wenn man im Berufsverkehr pendelt und oft auf befahrenen Straßen unterwegs ist
- Ein Helmspiegel hat andere Vor- und Nachteile als ein Lenkerspiegel bei gleichem Zweck, beide Spiegelarten machen Sinn
- Ein sinnvoller Einsatz ist sicherlich bei Liegerädern gegeben, zusätzlich stelle ich mir das Radeln in der Gruppe mit Helmspiegel praktisch vor, zumindest für einen Vorausfahrenden, der die Gruppe anleitet
- Der hier getestete Helmspiegel aus chinesischer Billigproduktion ist qualitativ eindeutig im Gadgetbereich anzuordnen. Nachdem der Rückspiegel vernünftig am Helm befestigt war, funktioniert er – für einen ersten, persönlichen Eindruck ist er knapp ausreichend
- Die Lebensdauer des Spiegelglases, der Befestigung und Klemmung liegt bei täglichem Handling im Fahrradalltag bei vielleicht maximal einer Saison – überzeugte Radler-Innen sollten dauerhaft zu einem teureren Modell greifen
- Nicht getestet wurden Fahrten bei Dunkelheit und im Regen, ebenso die Verletzungsgefahr bei Unfällen
Nachtrag Oktober 2020: Auf Dauer hat sich bei mir ein kleiner Lenkerspiegel bewährt ( z.B. Busch und Müller). Insbesondere im Berufsverkehr bietet ein Lenkerspiegel ein ruhigeres Spiegelbild und nervt im Alltag als Anbauteil nur minimal. Nach ein paar Monaten mit Spiegel vermisst man ihn plötzlich bei Rädern ohne…