Nachdem ich ein 50 Jahre altes Vorderrad für meine MZ gebraucht erstanden– und die Trommelbremse erfolgreich instand gesetzt hatte, waren mir die rostigen Speichen noch ein Dorn Auge. Ich möchte hier zeigen, wie man rostige Speichen und Metallteile bei Oldtimern restauriert, ohne die schöne Patina zu zerstören. Es gibt natürlich mehrere Verfahren und Ansichten, wie restaurierte Motorräder oder Fahrräder aussehen müssen. Natürlich kann man die Naben noch mit Trockeneis blitzblank eisstrahlen lassen, einen Satz neue Edelstahlspeichen mit fabrikneuen, polierten Felgen montieren, oder sich beim Händler für ein paar hundert Euro gleich ein ganz neues Rad besorgen. Was ich hier zeigen möchte, ist eher die einfache und günstige Restauration von rostigen Chrom- und Metallteilen mit einfachen Hausmitteln. Das funktioniert natürlich nicht nur an Oldtimern, Mopeds und alten Fahrrädern. Sondern auch an antiken Maschinen und alten Geräten.
> Rost mit Schleifpapier entfernen
> Topfreiniger aus Stahlwolle im sanften Einsatz
> Gesäuberte Teile ultradünn mit Korrosionsschutzfarbe behandeln
> Weitere Haushalts-Tricks zur Restauration von korrodierten Metallteilen
Erforderliche Hilfsmittel:
- Schleifpapier 120er oder 180er Körnung für stärkeren Rostbefall
- Topfreiniger aus Stahlwolle aus dem Supermarkt wie “Ako Pads” oder “Abrazzo”
- Gute, silberne Korrosionsschutzfarbe und einen kleinen Pinsel, wie z.B. Hammerite
- Einen kleinen Eimer Wasser mit Spüli oder Neutralseife zum abwaschen
- Optional bei verrosteten Flächen Cola und zerknülltes Alupapier
- Optional einen Bohrmaschinenaufsatz mit Stahl- oder Messingbürste
1. Groben Rost zunächst mit Schleifpapier entfernen
Das ist kein Geheimnis, auch ich habe gröberen, losen Rost zunächst mit 120- oder 180er Schleifpapier vorsichtig entfernt. Dabei aufpassen, dass man noch vorhandenen Chrom nicht anschleift oder beschädigt. Bereits lose Chromteile müssen aber abgeschliffen werden. Schnelle optische Erfolge erzielt man mit einem Bohrmaschinenvorsatz in Form einer rotierenden Stahlbürste. Alles wird relativ leicht wieder schön silber… aber Achtung, die Dinger sind abrasiv und gehen ziemlich zur Sache bis hin zum Funkenflug. Sie haben dann schnell blankes Metall, was natürlich unbehandelt sofort wieder rostet. Ich habe die Speichen der MZ vor 10 Jahren so mit einer rotierenden Stahlbürste aufbereitet. Nach dieser Rosskur sah das anfangs monatelang mit Hartwachs konserviert sehr schön aus, aber heute sind die Speichen komplett verrostet. Ich rate daher dazu, ein schonenderes Verfahren anzuwenden: Das Abschrubben und Glätten mit seifigen Topfreinigern aus Stahlwolle.
2. Rostige Speichen mit Topfreiniger behandeln
Jede Speiche wird einzeln innen und außen sorgfältig mit einem Topfreiniger aus Stahlwolle abgeschrubbt. Der restliche Chrom bleibt unbeschädigt hängen, wird gesäubert aber nicht verkratzt. Die rostigen Stellen werden sehr glatt, bleiben aber leicht braun. Die Felge kann man gleich so mit behandeln. Anschließend wird das gesamte Rad sorgfältig mit Spüli- mit viel Wasser abgewaschen. Die Seife muss komplett runter, da sonst die Farbe nicht hält. Danach alles sorgfältig mit einem sauberen Tuch trocken putzen und am besten über Nacht trocknen lassen.
3. Gesäuberte Speichen mit Korrosionsschutzfarbe behandeln
Interessanterweise sehen die Speichen nach der Säuberung schon ganz passabel aus, wenn man das Vorderrad schnell dreht. Alles funkelt dann schon silbrig. Aber im Stand sind die Speichen optisch noch braun wie ein russischer Kohlefrachter. Und ich brauche noch den Korrosionsschutz, damit ich ein paar Jahre Freude an der Arbeit habe. Hartwachs, Sprühöl, Schellack und selbst dünner Klarlack reichen an einem stark beanspruchten Vorderrad als Basisschicht nicht aus. Hilfreich ist in diesem Fall hochwertige Korrosionsschutzfarbe für Metallteile wie z.B. Hammerite.
Der Trick ist, die Farbe ganz dünn aufzutragen und das Ganze dann mit einem sauberen Tuch vorsichtig wieder halb abzuwischen. So schimmert der Rost noch leicht durch, das Metall darunter ist durch den dünnen Lack aber gegen Korrosion geschützt. Außerdem entsteht so eben eine wunderschöne Patina, die das Teil schön alt, aber gepflegt aussehen lässt. An dem verrosteten Rührstab auf dem Foto lässt sich der Effekt der lasierenden, silbernen Schutzfarbe sehr gut erkennen. Den Hammerite-Lack gibt es auch in Schwarz. Er schützt durch einen bereits initegrierten Anteil an Rostumwandler sehr gut vor neuem Rost.
4. Das Ergebnis
Perfektionierung: In einem letzten Arbeitsgang kann die durchgetrocknete Farbe nochmal leicht angeschliffen bzw. mit Putzwolle poliert werden. Bestehende Chromflächen werden wie im Bild oben nicht übergepinselt. Man bekommt dadurch fließende Übergänge zwischen Chrom- und Farbflächen. Ein schöner Nebeneffekt dabei: Die Poren der rostigeren Flächen bleiben automatisch mit der schützenden Korrosionsschutzfarbe gefüllt, wenn vorsichtig poliert wird. Die alten Schichten schimmern wieder leicht durch: Genau das war beabsichtigt, wir pflegen Edelrost in der gealterten Oberfläche.
5. Beispiel am verchromten Federbein
Auf gleiche Art und Weise habe ich das Federbein vorn behandelt: Rost abschleifen, mit Topfreiniger glätten, Farbe aufpinseln und sofort wieder abwischen. Der Prozess, bis sich wieder flächiger Flugrost bildet hat dauert bei mir zehn Jahre. So lässt sich die gewünschte Patina über Jahrzehnte erhalten und muss keine optisch unpassenden Neuteile kaufen. Wer das ganz genau machen möchte, sollte das Federbein natürlich demontieren. Ich hab das bei der Grundrestauration damals einmal gemacht und bin heute zu faul. Denn ich finde mittlerweile, das auch etwas Dreck zur Patina eines historischen Zweirads gehört.
6. Beispiel am Chrombügel
Der uralte Chrombügel ist für die MZ passend gebogen worden. Dabei ist die Chromschicht etwas abgeplatzt. Auch hier hat das Verfahren mit dem abgewischten Korrosionsschutzlack ca. 10 Jahre gehalten. Um die braunen Stellen wieder zu kaschieren, bessere ich den Lack mit dem Pinsel nochmal aus und wische mit einem Tuch nach.
Auf diese Weise können auch Macken und eingerostete Schadstellen einfach und kostengünstig ausgebessert werden, ohne den Bügel für viel Geld komplett neu zu verchromen. An dieser Stelle hängt das schwere Schloss, die nächsten Macken lassen also bestimmt nicht lange auf sich warten…
Weitere Tipps zur Entfernung von Korrosion und Schmutz
Rostige Felgen am Fahrrad können prima mit Cola eingerieben werden (enthält Phosphorsäure). Dazu wird ein zusammengeknülltes Stück Alufolie in Cola getränkt und wie Schleifpapier benutzt >YouTube Video. Im Supermarkt gibt es Zitronensäure, die ebenfalls sehr gut zur umweltfreundlichen Entrostung geeignet ist. Damit kann man auch von innen verrostete Kraftstofftanks wieder fit machen, ohne gleich ein Mega-Chemiecocktail anzumixen. Kleinteile wie z.B. rostige Schrauben, Schellen, Scheiben usw. können über Nacht in etwas Bio-Diesel eingelegt werden. Der aggressive Kraftstoff reinigt mühelos alles bis aufs blanke Metall. Die Entsorgung ist allerdings nicht ganz unproblematisch, also sparsam einsetzen. Mit Cola geht es oft auch, dauert aber länger.
Die Gewindegänge von Schrauben müssen sauber sein und gut klemmen, nicht immer ist Öl oder Fett hier der beste Ratschlag. Optimal ist dafür flüssiges Korrosionsschutzwachs bzw. Konservierungswachs geeignet, welches sich auch bestens für den allgemeinen Schutz von blanken Metallteilen im Winter eignet, wie z.B.: Fahrradpedalen, Zahnkränze, Fahrwerksteile beim Motorrad, zur Hohlraumkonservierung, für Landmaschinen usw. Das Wachs kann neben dem Pinsel auch mit der Sprühflasche großflächig aufgetragen werden (Achtung: Bremsscheiben / Beläge peinlich genau abdecken!). Es ist leider fast immer nur in großen 5-Liter Gebinden erhältlich, vielleicht teilt man es einfach mit mehreren Personen.
Bei der Vergaserreinigung – aus Zinkdruckguss – habe ich sehr gute Erfahrungen mit 3 Tütchen Backpulver in 3 Liter heißem Wasser gemacht. Messingteile, Düsen, Kleinteile, Taschenmesser – alles sieht nach leichtem abbürsten fast aus wie neu. Weniger gut haben Gebissreinigungstabletten (“Kukident”) geholfen. Die Vergaserteile fingen an zu gasen und bekamen einen seltsamen, pelzig-weißen Belag. Bei allen chemischen Mittelchen und Säuren immer Handschuhe und Schutzbrille tragen… viel Erfolg.